Auszug aus der Erklärung:
Die Wahrnehmung der Opfer
Keine Hausgemeinschaft mit Firmen mit NS-Vergangenheit Hamburger Erinnerungskultur ist nicht privatisierbar – Public Private Partnership ist keine Lösung!
Nach dem anhaltenden Skandal um die ehemalige Hamburger Gestapo-Zentrale Stadthaus hier nun der nächste: die Hamburger Dokumentationsstätte für die Opfer der Deportationen in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager soll sich in einem Gebäude befinden, in dem eine NS-Täterfirma ihren Firmensitz haben soll, die im Mehrheitseigentum des IG-Farben-Nachfolgekonzerns BASF ist.
Seit 15 Jahren begleiten Hamburger Opferorganisationen und die Jüdischen Gemeinden die Entwicklung eines Gedenkortes für die mehr al s 8.000 Hamburger*innen, die vom Hannoverschen Bahnhof zwischen 1940 und 1945 in die Konzentrations - und Vernichtungslager deportiert wurden.
Federführend planen die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, die Kulturbehörde und die HafenCity Hamburg GmbH hier einen Erinnerungsort, der an die Deportation von Juden und Jüdinnen, Roma und Sinti und anderen politisch Verfolgten gemeinsam erinnern soll.
Das Auschwitz-Komitee und Freundeskreise unterstützen das Projekt eines Erinnerungsortes seit fast zwanzig Jahren: seit 2003 beschäftigen wir uns mit dem Hannoverschen Bahnhof und haben den vergessenen Bahngleisen nachgespürt. Mit Aktionen wie der Mahnwache am Hauptbahnhof Hamburg im Dezember 2006, mit dem Weg der Erinnerung im Oktober 2007 und dem Zug der Erinnerung im
Frühjahr 2008 haben wir die Hamburger Öffentlichkeit auf die Notwendigkeit eines Gedenkortes hingewiesen.
Aus der Zeitung mussten wir nun erfahren, dass der Öl - und Gasproduzent Wintershall Dea ab Sommer 2022 mit 500 Mitarbeiter*innen ein Bürogebäude am Lohsepark in der Hafencity beziehen will. Für das
Erdgeschoss dieses neuen Firmensitzes wurde vor Jahren bereits ein Nutzungsvertrag (Laufzeit 200 Jahre) für das Dokumentationszentrum Hannoverscher Bahnhof abgeschlossen. Der Vorstandsvorsitzende
der Wintershall Dea, Mario Mehren, wird so zitiert: „Mit dem neuen und langfristig anzumietenden Bürogebäude haben wir Büros gefunden, die zu Wintershall Dea passen“.
Esther Bejarano, Überlebende der KZ Auschwitz und Ravensbrück, Vorsitzende des Auschwitz-Komitees, hingegen sagt: "Das ist eine Firma, die nicht zu uns passt! Kein Gedenkort unter einem Dach mit einem Konzern mit dieser NS-Vergangenheit! In unserer Wahrnehmung ist das kein passender Partner an diesem Ort."
Wir finden es unzumutbar, dass ein NS-Nachfolgekonzern seinen Konzernsitz nun direkt in dem Gebäude einnehmen will, in dem an die Opfer der Deportationen gedacht werden soll. Denn wir haben den wenigen Überlebenden dieser Deportationen zugehört. Wir wissen, wie ihre Familien mit ihnen gelitten haben. Wir wissen um ihre Alpträume in den Nächten. Wir
wissen um die intergenerationelle Weitergabe dieser Traumata. Wir, die nachfolgenden Generationen, haben uns verpflichtet, das Vermächtnis der Opfer und Verfolgten zu bewahren: wachsam zu sein, damit sich nie wiederhole, was damals geschah.
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Die vollständige Erklärung steht rechts zum Download bereit.