Der im Oktober vorgestellte bundesweite Ländermonitor für Frühkindliche Bildungssysteme malt für Hamburg ein düsteres Bild: wie von ver.di schon lange befürchtet, ist das Kita-System bei weitem nicht auskömmlich – mit dramatischen Folgen für Kinder, Eltern und Beschäftigte. Zwar gab es in Hamburg einen Ausbau der Kapazitäten und des Personals – doch reicht beides lange nicht aus. Nicht alle Eltern bekommen Plätze für ihre Kinder. Aufgrund der zu großen Gruppen und des fehlenden Personals leidet die Qualität in der frühkindlichen Bildung.
Unter dem Motto "Wir sind ausgebrannt" hatte deshalb ein breites Bündnis von Eltern, Organisationen und ver.di am 1. November zur großen Kita-Demo in Hamburg aufgerufen.
Unterstützt durch hunderte Eltern zogen die Beschäftigten der Hamburger Kitas durch die Innenstadt um auf Personalmangel und Belastung aufmerksam zu machen.
Hintergrund: Der ver.di-Kita-Personalcheck hatte bereits vor zwei Jahren festgestellt, dass in Hamburg gut 4000 Fachkräfte fehlen. Nun heißt es im aktuellen Ländermonitor: „Damit 2023 dazu alle Plätze mit Personalschlüsseln nach wissenschaftlichen Empfehlungen ausgestattet sind – auch jene, die noch zur Erfüllung des weiterhin ungedeckten Elternbedarfs geschaffen werden müssen – fehlen rund 6.200 Fachkräfte.“
Seit Jahren warnt die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft davor, dass die politischen und rechtlichen Bemühungen um den Ausbau von Kindertageseinrichtungen nicht mit dem dafür notwendigen Ausbau von Ausbildungskapazitäten für Fachkräfte und damit nicht mit der notwendigen Analyse für den Fachkräftebedarf einhergehen. Die Folge: Unbesetzte Stellen und ein hoher Krankenstand. Auch das bestätigt der Ländermonitor: „Eine fatale Wechselwirkung erschwert die Gewinnung neuer Fachkräfte und auch die Bindung des vorhandenen Personals an das Berufsfeld: Zu wenig Personal verschlechtert nicht nur die Qualität der frühkindlichen Bildung für die Kinder, sondern auch die Arbeitsbedingungen für die pädagogischen Fachkräfte. Dadurch sinken die Chancen, vorhandene Mitarbeiter*innen im Beruf zu halten, was den bestehenden Personalmangel wiederum weiter verschärft.“
ver.di fordert, die Gruppengrößen und die Personalschlüssel auf die Agenda zu setzen und Sofortmaßnahmen zur Gewinnung von Fach- und Ergänzungskräften und deren Finanzierung in die Wege zu leiten.
In der aktuellen Situation empfinden sich viele Kita- Beschäftigte nur noch als die Verwahrer*innen der ihnen anvertrauten Kinder.
"Es macht mich fassungslos, dass Kinder in der Gesellschaft so schlecht angesehen sind, dass Menschen, die mit Kindern arbeiten, nicht gesehen werden", sagte eine Teilnehmerin der Kita-Demo in Hamburg.
Dazu Michael Stock, bei ver.di – Hamburg zuständig für die Kitas: „Es ist nur zu verständlich, dass die Kita-Beschäftigten auf die Straße gehen, sie sind längst mit ihren Kräften am Limit. Der Fachkräfte- und Personalmangel ist nicht einfach eine ‚Herausforderung‘ – wie die Behörde meint. Das fehlende Personal ist bittere Realität für die Beschäftigten, die Kinder und die Eltern. Politisches und trägerseitiges Handeln für eine schnelle Lösung ist dringend angesagt! Kinder sind keine Ware, sondern ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft, sie haben ein Recht auf gute Bildung mit ausreichend Fachkräften.“